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Donnerstag, 27. Mai 2010

Satprem 1977 über Mutter(s Tod)





Aaseewiesen im Mai

Die Materie ist frei. Sie kann eine kleine Eidechse, ein Eichhörnchen, einen Papageien bilden - jetzt hat sie genug Papageien gebildet. Jetzt kommt etwas anderes ... wenn wir wollen.




Mirra , die Mutter,  ist die Geschichte der freien Erde.
Frei von ihren spirituellen und wissenschaftlichen Papageien.
Frei auch von ihren kleinen Ashrams -
dies sind die hartnäckigsten aller Papageien.


Tag für Tag, siebzehn Jahre lang, rief sie mich zu sich, 

um mir ihre unmögliche Reise zu erzählen.
Ah, wie gut verstehe ich jetzt, warum sie so dringend einen Gesetzlosen und Häretiker meines Schlags brauchte,
um ein bißchen ihren unmöglichen Weg in "nichts" zu begreifen.

Und wie gut verstehe ich jetzt ihre unendliche Geduld mit mir,
trotz all meiner Revolten, die letztlich nichts anderes 
als die Revolte der alten Art gegen sich selbst waren.

Die letzte Revolte.
Es geht nicht um eine Rebellion gegen die britische Regierung,
die jeder leicht durchführen kann, sondern um eine Rebellion gegen die gesamte materielle Natur! 
rief Sri Aurobindo fünfzig Jahre zuvor. 
Sie hörte meinen Klagen zu, ich ging fort und kehrte zurück;
ich wollte nicht mehr und wollte noch mehr.
Es war höllisch und wunderbar, unmöglich und das einzig 
Mögliche in dieser alten erstickenden Welt.
Es war der einzige Ort, wohin man sich wenden konnte,
in dieser mit Stacheldraht eingezäunten, mechanisierten Welt, wo Hamburg genauso übervölkert und verpestet ist wie Hong-Kong. 
Die neue Art war der letzte freie Platz im allgemeinen Gefängnis. Die Hoffnung der Erde. 
Wie lauschte ich ihrer stockenden, leisen Stimme,
die von weit, weit her zu kommen schien,
Räume und den ganzen mentalen Seetang durchquerte,
um ihre kleinen Tropfen von reinen, kristallenen Worten 
fallen zu lassen, ihre Worte, die einen sehen lassen. 
Ich lauschte der Zukunft, berührte das Andere.
Es war unverständlich und wie gefüllt mit einem anderen Verständnis. Es verblüffte mich von allen Seiten
und war dennoch von überwältigender Offensichtlichkeit. 


Eine "andere Art" war wirklich radikal anders,
und dennoch vibrierte sie im Inneren wie ein absolutes Wiedererkennen, als wäre es das, was wir seit Zeitaltern und Zeitaltern suchten, das, was wir unter allen Erleuchtungen 
riefen, in Theben wie in Eleusien wie überall, wo wir in einer Menschenhaut suchten und litten. 
Für das waren wir hier, für diese höchste Möglichkeit 
endlich in einer Menschenhaut.
Dann wurde ihre Stimme immer gebrechlicher,
ihr Atem wurde schwerer, als müsse sie immer größere Entfernungen überbrücken, um uns zu erreichen.
Sie war so allein, gegen die Mauern des alten Gefängnisses zu hämmern. Viele Klauen zeigten sich um sie. 
Oh, ich hätte schleunigst all diesem Gerümpel den Rücken gekehrt, um mit ihr in die Zukunft der Welt zu laufen.
Sie war sehr abgemagert, nach vorne gebeugt, 
wie erdrückt unter der "spirituellen" Bürde, die die ganze umgebende alte Art ihr auf den Rücken lud.
Sie glaubten nicht daran, nein.
Sie hielten Mutter für 95 Jahre + soviele Tage alt.
Kann man ganz allein die neue Art werden?
Sie schimpften sogar, waren diesen unerträglichen Strahl leid,
der ihre häßlichen Geschichten ans Tageslicht zerrte.
Das Ashram verschloss sich langsam über ihr. 
Die alte Welt wollte eine neue kleine Kirche gründen,
vergoldet und schön ruhig. Nein, niemand wollte w e r d e n.
Anbeten war viel bequemer.

 Und dann begraben sie euch feierlich, Affaire geregelt:
jetzt rührt man sich nicht mehr und bitte ein paar fotografische Heiligenscheine für die Pilger des schönen Geschäfts. 
Doch sie irren sich. 
Die Geschichte wird ohne sie geschehen, 
die neue Art wird ihnen ins Gesicht springen - 
sie ist dabei der Welt ins Gesicht zu springen, 
trotz all ihren schwarzen und weißen Ismen,
sie bricht aus allen Poren der zerschundenen Erde, die es leid ist,
mit kleinen Himmeln oder kleinen barbarischen Mechaniken
zu tun als ob. Jetzt ist die Zeit der wahren Erde. 
Jetzt ist die Zeit des wahren Menschen. 
Wir gehen alle dorthin - 
aber wenn wir den Weg ein wenig wissen könnten ...






2 Kommentare:

  1. . . . alte Kiste, alte Kiste und warum lese ich das erst jetzt?
    Hebe deine Augen auf zu den Bergen,
    von welchen dir Hilfe kommt.
    Mendelsohn hat es so wunderfein komponiert
    Und ich habe es so gerne gesungen.
    Warum gab es keine Texte der Wahrheit?
    Nicht nur für Einige, sondern für´s Volk!
    Ja, ich weiß, es passte nicht.
    Nun hat die Natur schon ihr neues Kleid angezogen,
    das Mineralreich jubelt schon.
    Und die Menschheit kommt zuletzt.
    Du herzliebe Viola-Annai wirst eine der Ersten sein,
    die den neuen Weg tritt und tanzt.
    So ist es
    Hier bin ich udele

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  2. Mannomann, das berührt mich, Udele, jajajaja, danke.
    Und du tanzt mit, juchhei . .

    Was für ein Segen, wo es doch so scheint, als sei das alles ein Gegenteil von Segen.

    Eine traumsüße Nacht, liebe Udele.

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